Checkliste für den erfolgreichen Pedelec-Kauf
Grundsätzliches:
- Pedelecs sind Fahrräder mit Elektrounterstützung. Die Unterstützung endet spätestens bei 25 km/h. Keine Helmpflicht, keine Versicherung, Fahrradwege in der Stadt dürfen benutzt werden, Reichweite bis 180 km. Regelreichweite 40-60km/h
- S-Pedelecs sind sog. schnelle Elektrofahrräder, deren Motorunterstützung – je nach Modell – bei ca. 45 km/h endet. Versicherungskennzeichen nötig, Fahrradwege in der Stadt dürfen nicht benutzt werden. Helm dringend empfohlen. Regelreichweite 25-35 km.
- E-Bikes, wie S-Pedelecs, erlauben zusätzlich das Fahren bis 20 km/h ohne Tretunterstützung.
I. Welche Überlegungen sollten Sie vor dem Kauf eines E-Bikes machen?
Ein wichtiger Grundsatz: Sie sollten sich unbedingt selbst überlegen, welche Bedürfnisse Sie haben und auf Basis dessen die Pedelec-Modelle eingrenzen.
- Was ist das typische Einsatzgebiet, was sind die typischen Strecken?
Werden Sie das Rad hauptsächlich in der Stadt, bei Radtouren oder in den Bergen verwenden? - Wie schnell soll das Rad sein?
Mit welcher Geschwindigkeit möchten Sie sich mit dem Elektrorad fortbewegen? Gemütlich (bis 15 km/h), mittel (bis 25 km/h) oder schnell (45 km/h und mehr)?
Bei der Geschwindigkeit gilt zu bedenken: Die Durchschnittsgeschwindigkeit mit einem Stadt- oder Trekking-Rad liegt bei ungefähr 15 km/h. Bereits mit einem Pedelec sind Sie in der Regel deutlich schneller. Wenn Ihnen also die etwas erhöhte normale Fahrradgeschwindigkeit reicht, ist ein normales Pedelec vollkommen ausreichend. Erst wenn Sie wirklich wesentlich schneller fahren wollen, sollten Sie über ein S-Pedelec oder E-Bike nachdenken.
Für S-Pedelecs oder E-Bikes brauchen Sie einen Führerschein, eine Haftpflicht-Versicherung und ein Versicherungskennzeichen. Auch Radwege in der Stadt dürfen Sie nur in Ausnahmefällen mitbenutzen. Schnelle Pedelecs sind v.a. für Pendler geeignet, die mit dem Elektrorad schnell und bequem zur Arbeit fahren wollen und dabei auf öffentliche Verkehrsmittel oder Auto verzichten wollen. - Welchen Transportbedarf haben Sie?
Transportieren Sie in der Regel - kein Gepäck - nur leichtes Handgepäck (kleine Taschen o.ä., kleines Tagestourengepäck) - normales Gepäck (Einkäufe, größere Aktentaschen, Tourengepäck, Picknickausrüstung, ...) - Lasten (Zeitungen austragen, Kindersitz, ...) - Wie wichtig ist Ihnen das Gewicht des Elektrobikes?
Folgende Fragen gilt es zu berücksichtigen: - Muss das Rad manchmal über Treppen bewegt werden, wie beispielsweise beim Parken im Keller? - Muss das Rad bei Touren über Land oder Berg beispielsweise über Weideeinrichtungen oder andere Hindernisse gehoben werden? - Oder wird das Rad ebenerdig geparkt und das Gewicht spielt keine Rolle? - Oder wird gar ein Faltrad benötigt, das auch mühelos im Kofferraum verstaut werden kann? - Welche Reichweite/Unterstützung soll das Pedelec haben?
Wenn Sie das Pedelec für Stadtfahrten verwenden, müssen Sie sich über die Reichweite keine großen Gedanken machen. Bis zu 40 Kilometern kommen Sie mit den meisten aktuellen Pedelecs auch bei kaltem Wetter (max. Akkuleistung ab 12 Grad Celsius, darunter Abschläge bis 30%). Viele haben weit größere Reichweiten. V.a. für Pendler, die weite Strecken zurücklegen oder Berg- oder Tourenradler, spielt die Reichweite eine weit größere Rolle.
Die Reichweite hängt neben der durchschnittlichen Geschwindigkeit auch vom Streckenprofil (eben oder bergig), der Beladung und auch davon ab, wie stark Sie sich vom Elektromotor unterstützen lassen. Bei den meisten Pedelecs können Sie den Grad der Unterstützung wählen. Hier gilt die Faustformel: Die Reichweite sinkt, je stärker die Unterstützung durch den Motor ist. Die max. Unterstützung variiert.
Überlegen Sie, wie die Strecken, die Geschwindigkeit und die Beladung aussehen.
Tipp: In Deutschland entfällt ein Großteil der Fahrradfahrten (und auch Autofahrten!) auf Strecken von weniger als fünf Kilometern. Daher sind für viele Anwendungsfälle die Reichweiten nur zweitranging. Wenn Sie längere Fahrten planen, können Sie auf leistungsstärkere Akkus zurückgreifen. Oder sogar einen Ersatzakku für Ihre Elektrorad mitnehmen. Alternativ können Sie Ihren Akku auch unterwegs aufladen. Einige wenige heutige Akkus können oft schon in 1-2 Stunden wieder zu 80% aufgeladen werden.
Grundsätzlich sollten Sie sich den größten verfügbaren Akku für Ihr Pedelec zulegen, wenn Ihre tägliche Gesamtstrecke 15km übersteigt und die das Pedelec regelmäßig nutzen. Auch wenn kleinere Akkus reichen würden, wird der größte Akku die längste Lebenszeit erreichen. - Was sollten Sie beim Rahmen von Pedelecs bedenken?
Gibt es beim Rahmen spezielle Kriterien die Ihnen wichtig sind? Beispielsweise ein tiefer Einstieg wie beim klassischen "Damenrad"? Oder muss der Rahmen besonders stabil sein, weil Sie auch in rauem Gelände fahren oder schwere Lasten transportieren? - Wo und wie können/sollten Sie das Pedelec/den Akku aufladen?
Bei den meisten Elektrofahrrädern ist der Akku schnell und einfach zu entnehmen, um ihn im mitgelieferten Ladegerät wieder aufzuladen. Hierzu benötigen Sie eine normale Haushaltssteckdose. Die Ladezeiten für eine vollständige Ladung bei komplett leerem Akku betragen je nach Modell zwischen 3 und 8 Stunden. Da selten eine vollständige Ladung nötig ist, geht es meist schneller. Achtung: Moderne Akkus weisen keinen Memory-Effekt auf und sollten auch nach kurzen Fahrten immer gleich wieder aufgeladen werden. In der kalten Jahreszeit lassen Sie den Akku erst aufwärmen, bevor sie ihn laden und nehmen ihn erst unmittelbar vor Antritt der Fahrt mit ins Freie. Für viele Akkus gibt es Kälteschutzüberzüge; diese erhöhen die Reichweite, wenn es draußen kalt ist. Einige Pedelec-Modelle besitzen einen fest eingebauten Akku, so dass ein Stromanschluss am Fahrradstellplatz nötig ist. Empfehlenswert ist eine Schalter zwischen Steckdose und Ladegerät, um Stand-by-Verluste zu vermeiden, sowie ein Strommessgerät, wenn sie den Stromverbrauch ihres Pedelecs kontrollieren möchten. Auch Solar-Ladegeräte sind bereits erhältlich, im ihr Pedelec mit kostenloser und umweltfreundlicher Sonnenenergie aufzuladen. Alternativ kann man einen Liefervertrag für Öko-Strom abschließen. Für Reisen empfiehlt sich eine Reiseladegerät (Verfügbarkeit je nach Hersteller) und/oder ein Zweitakku
II. Die Probefahrten
Ganz wichtig: viele Modelle ausprobieren! Bei den Probefahrten sollten Sie auf folgende Punkte achten:
- Display: Verstehen Sie die Anzeige ohne Bedienungsanleitung? Ist das Display beleuchtet und auch bei hellem Umgebungslicht und nachts (!) gut abzulesen? Ist ggf. ein Tacho integriert?
- LEDs: Manche Pedelecs haben kein Display sondern nur ein paar LEDs, die zum Beispiel den Unterstützungsgrad anzeigen. Achten Sie darauf, dass die LEDs auch in der Sonne gut zu erkennen sind.
- Akku: Ist er fest integriert oder gut abnehmbar? Kommen Sie gut an die Ladebuchse heran?
- Rad-Geometrie: Wie liegt Ihnen der Einstieg, wie die Ergonomie des Rades? Stimmen die Abstände zwischen Sattel, Lenker und Pedalen? Lassen Sie das Rad vor der Fahrt exakt auf Ihren Körper einstellen.
- Motor: Setzt der Motor angenehm oder ruckartig ein und wieder aus? Reagiert die Motorsteuerung schnell oder verzögert?
- Motorsteuerung: Schiebt der Motor unangenehm lange nach? Setzt er beim Anfahren ruckartig verzögert ein? Fühlen Sie sich mit dem Rad verbunden oder getrieben?
- Unterstützungsleistung am Berg: Fahren Sie bei der Testfahrt die Steigungen, die Sie auch im Alltag bewältigen müssen - reicht Ihnen die Unterstützung?
- Basisrad: Wie gut ist das Basisrad? Testen Sie das Fahrverhalten auch ohne Motorunterstützung.
- Fahrverhalten: Wie ist das Fahrverhalten des Pedelecs bei langsamer Fahrt, wie bei schneller? Lässt sich das E-Bike jederzeit sicher beherrschen? Droht es in der Kurve auszubrechen?
- Unterstützungsmodi: Spüren Sie zwischen den Unterstützungsmodi einen hinreichend deutlichen Unterschied?
- Bremsen: Wiederholte schnelle Starts und Stopps (auch aus höherer Geschwindigkeit) helfen Ihnen, die Griffigkeit und Wirksamkeit der Bremsen zu erspüren. Passen sie zu Ihrem Fahrstil?
- Handling: Pedelecs sind schwer. Suchen Sie sich ein paar Treppenstufen und tragen Sie das Bike hoch - bietet es gute Haltepunkte?
- Schiebehilfe: Viele Pedelecs bieten eine Schiebehilfe für starke Steigungen. Suchen Sie sich eine steile Rampe und probieren Sie aus, ob Sie damit klarkommen.
- Antriebstypen: Lassen Sie sich Räder mit verschiedenen Antriebskonzepten (Vorderrad-Nabenmotor, Tretlagermotor, Hinterrad-Nabenmotor) geben. Probieren Sie aus, mit welchem Antrieb Sie sich am wohlsten fühlen.
- Transport: Können/Wollen Sie das Rad mit dem Auto transportieren (Urlaub)? Passt Ihr PKW-Träger?
III. Vor dem Kauf:
- Unterbringung: Kann ich das wertvolle Pedelec sicher und bequem unterstellen? Habe ich ortsnah eine Steckdose für das Ladegerät/Akku?
- Garantie: Erstreckt sich die Garantie für das Rad auch auf Motor/Steuerung/Akku?
- Ersatzteilversorgung: Ist die Versorgung mit Ersatzteilen/Ersatzakku für das Rad über mind. 5 Jahre gesichert?
- Lebensdauer Akku: Die Zyklenzahl des Akkus, d.h. die Anzahl der vollständigen (!) Lade- und Entladezyklen sollte mind. 1000 betragen (bei ca. 40km pro Zyklus entspricht dies 40.000km). Welche Mindestrestkapazität des Akkus nach der Mindestzyklenzahl gibt der Hersteller an? Beispiel: nach 1000 Zyklen hat der Akku noch eine Restkapazität von 70%, dies entspräche ca. 30km Reichweite.
- Service: Kann mein ortsnaher (fußläufig erreichbarer) Fahrradhändler den Service für das Pedelec durchführen?
- Beleuchtung: Aufgrund der höheren Geschwindigkeit ist eine hochwertige Beleuchtung absolut unabdingbar.
Hierzu eignen sich ausschließlich LED-Leuchten mit mind. 40 Lux (je heller, desto besser!).
IV. Zum Schluss:
Zusatzkosten beachten: hochwertiges Schloss, ggf. zweites Ladegerät am Arbeitsplatz, Helm, Taschen, Kleidung, regelmäßiger Service, E-Anschluss für Handy/Navi/Smartphone (E-Werk) gewünscht?
Merke: Ein Pedelec ist kein Fahrrad – es ist ein Fahrzeug!